Am 15. April fand in der Stadtkirche Neckarbischofsheim die Trauerfeier für Peter Beisel statt. Der Ehrenbürger der Stadt Neckarbischofsheim war am 8. April im Alter von 91 Jahren gestorben. Bei der Feier hielt Bürgermeister Thomas Seidelmann die folgende Gedenkrede:
Gedenkrede für Herrn Peter Beisel
Liebe Frau Beisel, liebe Angehörige, liebe Damen und Herren, liebe Freunde von Peter Beisel,
wir müssen heute Abschied nehmen. Abschied von einem Menschen, der diese Stadt, diese Kirche und viele von uns persönlich sehr tief und nachdrücklich geprägt hat. Peter Beisel ist am 8. April im Alter von 91 Jahren heimgegangen – nach einem langen, reichen Leben voller Dienst, Hingabe und Liebe zu den Menschen.
Es fällt schwer, Worte zu finden, die dem gerecht werden, was Peter Beisel für uns alle war: Pfarrer, Lehrer, Heimatforscher, Brückenbauer, Freund und vor allem: Vorbild.
Doch gerade hier – in dieser Kirche, in der er viele Jahre selbst gepredigt, getauft, getraut und getröstet hat – spüren wir: Sein Geist, sein Wirken, seine Liebe zu Gott und den Menschen sind nicht vergangen. Sie leben weiter – in uns.
Mit ihm verlieren wir nicht nur einen Menschen, der Neckarbischofsheim über Jahrzehnte hinweg geprägt hat, sondern auch ein echtes Vorbild: als Geistlicher, als Lehrer, als Gestalter unserer Stadtgeschichte – und nicht zuletzt als Mensch mit Herz, Humor und Haltung.
Peter Beisel kam 1970 zu uns. Was für ein Geschenk für Neckarbischofsheim. Mit Engagement, mit Weitblick, mit einem tiefen Gespür für das, was Menschen brauchen, wirkte er hier in verschiedenen Funktionen, als Pfarrer, Schuldekan und hauptamtlicher Religionslehrer, bis zu seinem Ruhestand 1996.
Doch wer meint, damit sei sein Wirken beendet gewesen, der kennt Peter Beisel nicht. Für ihn begann nämlich der Unruhestand: Mit seiner Frau Hanneliese zog es ihn nach Nordspanien, drei Jahre lang betreute er dort eine Gemeinde.
Über 50 Jahre lang war er zudem die Seele des Vereins für Heimatpflege – mit Tatkraft, mit Wissen und mit ganz viel Liebe zur Geschichte unserer Stadt. Historische Gebäude, wie die Totenkirche, das Alte Schloss oder auch die kleine Kapelle auf dem Neckarbischofsheimer Friedhof, blieben nicht einfach stehen – sie blieben lebendig, weil Peter Beisel sich ihrer annahm.
Nicht nur mit Worten, sondern mit seinen eigenen Händen. Er war handwerklich begabt, packte mit an, und er wusste immer: Geschichte muss erlebt werden, nicht nur erzählt.
Ich erinnere mich an viele unvergessliche Begegnungen mit Peter Beisel. Zwei aus dem Jahr 2023 sind mir besonders präsent: einmal ging ich spätabends nach einer Gemeinderatssitzung durch den Schlosspark, im Rittersaal brannte noch Licht. Da hat bestimmt wieder einer vergessen, auszuschalten, doch als ich dann hoch ging, war dort Peter Beisel und wurschtelte an einem der Bodenbretter rum. Deren Zustand hatte ihn gestört.
Und ein anderes Mal stand er im Hochsommer bei weit über 30 Grad in der prallen Sonne an der Totenkirche und restaurierte die Wappensteine. Zuvor hatte er einen Steinmetz gefragt, wie das denn ginge. Gemacht hat er es dann aber selber. Mit 90 Jahren. Peter Beisel liebte das Leben und er liebte die Geschichten, die das Leben schreibt.
Und so organisierte er unermüdlich Ausstellungen, Lesungen, Konzerte. Er schrieb Aufsätze, führte Gäste und Einheimische mit Leidenschaft durch Neckarbischofsheim und seine Geschichte. Wer je an einer seiner historischen Führungen teilgenommen hat, die er gemeinsam mit Bernhard Lorenz und Marion Jaschke-Krewing machte, der weiß: Man verließ sie nicht nur klüger – sondern auch im Herzen berührt, angesteckt von Peter Beisels inspirierender Begeisterung.
Sein Engagement wurde vielfach gewürdigt – mit der Ehrennadel des Landes, dem Bundesverdienstkreuz, dem Ehrenglas der Stadt und, wohl die größte Ehre FÜR UNS als Stadt, mit der Ehrenbürgerwürde im Jahr 2013. Doch ich glaube: Die wichtigste Auszeichnung war für ihn stets das unendliche Vertrauen der Menschen hier und das Gefühl, etwas Sinnvolles zu tun.
Peter Beisel war ein Humanist. Einer, der den Menschen in den Mittelpunkt stellte – nicht nur in der Theorie, sondern im Alltag. Einer, der zuhörte, der verstand, der Brücken baute – zwischen den Generationen, zwischen Kulturen, zwischen Religionen und auch zwischen uns und den Partnerstädten La Chapelle St.-Luc und Pereslawl-Salesski. Peter Beisel schloss niemanden aus, ihm war jeder recht. Und wenn jemand nicht so nett war, wie man es sich wünscht, dann sagte er immer wieder: Er ist halt so und das ist in Ordnung. Kein böses Wort, kein Hintenrum, immer kerzengerade und dabei so menschlich. Sei Mensch! Diesen Satz letzte er.
Ein anderer Satz von ihm hat mich besonders beeindruckt. Denn dieser Satz war für ihn Lebenseinstellung, und es ist ein Satz, den wir alle beherzigen sollten: „Es ist, wie es ist. Und es wird, was du daraus machst.“ Dinge annehmen, und immer das Beste daraus machen. So lebte Peter Beisel, der in seinem Leben auch schwere Schicksalsschläge hinnehmen musste. 1983 verlor er seinen Sohn Christoph, das jüngste seiner drei Kinder, auf tragische Weise bei einem Verkehrsunfall.
Sein Einsatz war unermüdlich. Seine Toleranz – beispielhaft. Seine Liebe zur Geschichte, die sich immer um Geschichten der Menschen drehten – ansteckend. Und dann natürlich sein schelmisches Lachen – auch das werden wir vermissen.
Mit seinem Tod hinterlässt Peter Beisel bei uns allen eine Lücke. Eine Lücke, die wir nicht schließen können – und vielleicht auch nicht sollten. Denn in dieser Lücke lebt die Erinnerung. An sein Wirken. An seine Werte. An seine große Wärme.
Unser tief empfundenes Mitgefühl gilt allen Angehörigen, seinen Kindern und ganz besonders Ihnen, liebe Frau Beisel. Sie waren stets an der Seite dieses großen, starken Mannes. Sie haben oft auch zurückgesteckt, weil er wieder mal weg musste und was erledigte. Doch Peter hat das immer auch gesehen, was Sie für ihn geleistet haben. Mehrfach hat er gesagt: „50 % aller Auszeichnungen, die ich bekommen habe, gehören der Hanneliese.“ Deshalb wünsche ich Ihnen von Herzen, dass die Dankbarkeit über ein erfülltes Leben, das Sie zusammen führen konnten, ein wenig Trost spenden möge in dieser schweren Zeit.
Lieber Peter Beisel, danke für alles, was du uns, was du Neckarbischofsheim gegeben hast. Du warst für uns ein großes Vorbild. Wir werden dich und deine liebevolle Art niemals vergessen. Ruhe in Frieden.